Netzentgelt-Reform: So werden Strom-Rechnungen gerechter
Inhaltsverzeichnis
- Stromeinleitung im Jahr 2024
- Einleitung von Strom ins Netz für umsonst?
- Gefragt: Gerechter Ausweg für sämtliche Netzanwender
- Anhand Dynamisierung die Motivation bei Netznutzern steigern
- Smarte Netze und dynamische Netzentgelte: Positiv, doch nicht so einfach lösbar?
- Reform-Debatte geht noch bis Ende Juni
- Quote Erneuerbare am Strombedarf
Erweiterung und Bewirtschaftung der Stromnetze werden mit den Gebühren der Bürger bezahlt. Um die Stromrechnungen nicht aus den Fugen geraten zu lassen, ist die Bundesnetzagentur auf der Suche nach Antworten. Manchen werden diese aber gar nicht gefallen.
Für zahlreiche Konsumenten werden die sich permanent erhöhenden Ausgaben für Strom zur finanziellen Herausforderung. Auslöser für die Verteuerung der Strompreise* ist die Erweiterung der Netze, die seit einer ganzen Weile in vollem Gange ist.
Denn zunehmend Erneuerbare Energien müssen an das Netz angebunden werden. Außerdem: Vermehrt beliefern sich Haushalte über ihr persönliches Solardach daheim.
Außer einen niedrigen Grundpreis bezahlen sie nur eine Netztentgeltgebühr, wenn sie irgendwann Strom aus dem Netz verbrauchen. Die verbesserte Erweiterung muss aber auf irgendeine Weise gerecht bezahlt werden, informiert Klaus Müller, Leiter der Bundesnetzagentur.
Stromeinleitung im Jahr 2024


Die versteckte Stromgebühr
Zahlreichen Konsumenten sind Netzentgelte völlig fremd, trotzdem findet sie jeder Bürger auf seiner Stromrechnung: Dabei geht es um Gebühren, mit denen die Netzbetreiber die Erweiterung des Stromnetzes bezahlen. Gegenwärtig stellen die Netzentgelte im Mittel knapp 28 Prozent des Strompreises dar, den Privatkunde vergüten müssen.
Einleitung von Strom ins Netz für umsonst?
Ein Problem bei der Reform: Für das Einleiten von Strom ins Netz bezahlen Produzenten, etwa Solar- und Windparks sowie private Betreiber von Solaranlagen*, bislang nichts.
Nur ein Zuschlag für die spezielle Netzverwendung abseits der Netzentgelte für Produzenten wird verlangt. Der könnte im Zuge der Reform angeglichen werden oder ganz entfallen.
- Netzentgelt-Reform: Solar bewahrt nicht vor Gebühr

Gefragt: Gerechter Ausweg für sämtliche Netzanwender
So hat die Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union im Jahr 2021 beschlossen, die verstaubte Stromnetz-Entgelt-Verordnung (StromNEV) zu beeden und gründlich zu modernisieren. Bereits 2026 soll die Überarbeitung der Netzentgelte Gültigkeit erlangen.
Die Bundesnetzagentur hat als Ausgangspunkt ein Arbeitspapier vorgelegt, welches die unterschiedlichen Schwierigkeiten darstellt, die bei der Reform bearbeitet werden müssen.
Genauere Vorstellungen existieren bis dato nicht, doch unterschiedliche Szenarien werden wenigstens ansatzweise Punkt für Punkt besprochen:
Gerechte Strompreise: Welche Möglichkeiten diskutiert werden
- Dynamische Netzentgelte dürften bewirken, dass sich die Netzverwendung an dem derzeitigen Netz-Nutzungsgrad ausrichten könnte. Aber dafür müssten ebenso die Netze digitalisiert werden, was bisher so gut wie nicht realisiert ist.
- Vorstellbar wäre, dass Stromproduzenten (Solar und Windparks) für die Einleitung von Strom ins Netz mehr bezahlen müssen. In der Sparte Netzentgelte für Gas sind Gebühren für die Einspeisung (Fernleitungen) seit langem gängige Praxis.
- Einrichtung eines zwingenden Grundpreises. So würden dann ebenfalls private Betreiber von Solaranlagen für eine immer machbare Netznutzung eine teurere Grundgebühr vergüten.
- Austausch des Leistungspreises durch einen Kapazitätspreis. Dann ordern Anschlussnehmer im Vorwege (z.B einige Jahre) die erforderliche Kapazität. Netzbetreiber dürften damit nicht benötigte Kapazitäten bewusster anders verteilen und damit die Wirtschaftlichkeit steigern. Auch dabei stellt man einen Vergleich zur Verwendung der Gasfasernetze* an – dort sind Kapazitätspreise schon die Norm.
- Einrichtung eines Baukostenzuschusses als Bereicherung bzw. Auswahlmöglichkeit zur Einleitungsgebür. Der könnte bei der Anschlusserweiterung und -erstellung in einem Betrag vom Anschlussnehmer gezahlt werden.
Anhand Dynamisierung die Motivation bei Netznutzern steigern
Folgt man den Fachleuten aus dem Solarsektor, wird rasch klar: Die Schwierigkeit ist nicht nur die lahm voranschreitende Netzerweiterung, vielmehr ebenso, wie die Netzkapazitäten beansprucht werden – bekanntlich nicht besonders wirtschaftlich.
Sämtliche erneuerbaren Anlagen kurzerhand lückenlos mit höheren Kosten zu belasten, wäre demnach sinnlos, betont Solaranlagen-Fachmann Tobias Schwarz:
„Mittels Batteriespeicher, Wärmepumpe*, E-Auto und Co. können wir uns mit einem lenkbaren System netzfreundlicher verhalten. Mit gelenkten Systemen können wir ebenfalls etwa zur Nacht einen Strom-Überschuss aus dem Netz abziehen und zwischenzeitlich einlagern Damit dürften die Netze entlastet werden.„
Einer EU-Bewertung folgend dürfte Deutschland pro Jahr bis zu 300 Millionen Euro an Stromausgaben sparen, wenn der homogene Preis im Großhandel durch Strompreis–Bereiche ausgetauscht wird.
Würden sich Strompreise* an dem Nutzungsgrad orientieren, dann würde auch ein netzfreundlicheres Bewusstsein bei Anwendern gestärkt. Smarte Energiesysteme dürften die Stromverwendung dann clever regulieren und Spitzenbelastungen aus dem Weg gehen. Dadurch dürfte eine harmonischere Nutzung der Netzverwendung erzielt werden.
Smarte Netze
Smarte Netze dürften Stromkonsumenten anzeigen, wo der Netz-Nutzungsgrad momentan steht. Bei einer Menge Strom im Netz dürften sie mit günstigen Bedingungen den Konsum beflügeln, bei Verknappungen die Verwendung reizloser machen. Das dürfte die Netze und deren Erweiterungsinteresse unterstützen. Dazu müssten aber die Netze automatisiert und digitalisiert werden.
Smarte Netze und dynamische Netzentgelte: Positiv, doch nicht so einfach lösbar?
Um digitale Netze ebenfalls clever einsetzen zu können, müssten Haushalte daneben lückenlos mit Smart Metern ausgerüstet werden. Das sind intelligente Stromzähler, die hierzulande noch viel zu selten anzutreffen sind.
Reform-Debatte geht noch bis Ende Juni
Der Ausweg für eine faire Zuweisung der Netzkosten liegt noch in weiter Ferne. Doch wenigstens bestehen Grundgedanken und Ausgangspunkte, wie sich erhöhende Netzkosten auf sämtliche Netzanwender (Konsumten oder Einspeiser), zuweisen lasssen.
Quote Erneuerbare am Strombedarf

(Mit Angaben www.zdfheute.de/19.06.2025)
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