Renten-Grundsicherung: 70 Prozent der Berechtigten verzichten darauf
Inhaltsverzeichnis
- Altersarmut erreicht einen neuen Höchststand – 70 Prozent nehmen Hilfe gar nicht an
- „Vorteilgeprägte Diskussion“: Millionen Rentner verzichten auf Zuschuss
- Mehr Rente erhalten – allein 30 Prozent holen sich den Zuschuss
- Altersarmut aufgrund fehlender Inanspruchnahme von Leistungen: Ahnungslosigkeit und Schamgefühl
- Regierung überlegt Neuregelungen für Rentner in Grundsicherung – zusätzlicher Nebenverdienst ohne Abzüge
- Gleichwohl steht der SoVD hinter diese Bestrebungen:
Die Menge von Beziehern der Grundsicherung im Alter hat einen aktuellen Höchstwert erzielt. Gleichwohl nutzen lediglich 30 Prozent sämtlicher Anspruchsberechtigten diese Unterstützung.
Trotzdem knapp 75 Prozent der Rente empfangenen Senioren in Deutschland eine Berechtigung auf Grundsicherung im Alter hätten, lehnen die allermeisten von ihnen eine Beantragung ab.
Hauptsächlich administrative Hindernisse, Ahnungslosigkeit und Schamgefühle bewirken, dass zahlreiche Rentenbezieher sich geldmäßige Zuwendungen durch die Lappen gehen lassen. Altersarmut wird aus diesen Gründen häufig versteckt. Die Menge der Betroffenen nimmt ständig zu.
Altersarmut erreicht einen neuen Höchststand – 70 Prozent nehmen Hilfe gar nicht an
Die Menge der Rentenbezieher, die öffentliche Hilfe in Form von Grundsicherung im Alter brauchen, erhöht sich nach wie vor: Im Dezember 2024 nahmen gemäß Statistischem Bundesamt beinahe 739.000 Senioren diesen Zuschuss an.
Indessen gehen Spezialisten davon aus, dass zusammengenommen ungefähr 30 Prozent der anspruchsberechtigten älteren Leute diese Unterstützung wirklich annehmen: „Aufgrund unserer eigenen Beobachtungen ist verborgene Altersarmut ein enormes gesellschaftliches Hindernis“, erklärt hierzu der Sozialverband Deutschland (SoVD) der IPPEN.MEDIA.
2024 informierte das Bundessozialministerium nach einer Aufforderung des BSW, dass knapp 10,1 Millionen Menschen, weniger als 1.100 Euro Rente bekommen – und diesbezüglich extrem unterhalb der Armutsgrenze landen.
Gemäß EU-Erklärung ist ein Mensch armutsgefährdet, wenn er unterhalb 60 Prozent des mittleren Einkommens bekommt. 2024 stand dieser Grenzwert bei 1.378 Euro monatlich.

„Vorteilgeprägte Diskussion“: Millionen Rentner verzichten auf Zuschuss
Ebenfalls müssen viele Rentenbezieher mit weniger als 1.378 Euro im Monat leben: Geschätzt 70 Prozent der Senioren, die einen Anspruch auf Hilfe hätten – demnach unter 1.100 Euro aus ihrer gesetzlichen Rente empfangen, müssen nach wie vor wirtschaftliche Verzichte in Kauf nehmen, häufig aus vermeidbaren Ursachen:
„Einerseits ist die Inanspruchnahme von öffentlichen Unterstützungen in wirtschaftlichen Zwangslagen für zahlreiche nach wie vor noch extrem mit Schamgefühlen behaftet“, erklärt der SoVD, die vorteilgeprägte Diskussion um das Bürgergeld habe bestimmt etliche Berechtigte auf Sozialleistung zusätzlich beunruhigt.
Eine zusätzliche Schwierigkeit sind besonders die administrativen Hindernisse. In Deutschland gebe es viele Sozialleistungen und zahlreiche Personen können einfach nicht einschätzen, dass sie anspruchsberechtigt sind:
„Vorrangig wenn schon eine Rente bezogen wird, kann die unqualifizierte Meinung kursieren, keinerlei ergänzende Leistungen etwa die Grundsicherung im Alter kriegen zu können“, informiert dazu der Sozialverband.
Mehr Rente erhalten – allein 30 Prozent holen sich den Zuschuss
Aber in der Tat dürften sie die Grundsicherung im Alter anfordern. Sie ist für Personen zuständig, die im Rentenalter sind, in Deutschland wohnen und mit ihren Einkommen – in der Regel der gesetzlichen Rente – ihre Lebenshaltungskosten nicht alleine decken können.
Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) informiert diesbezüglich: „Als Richtlinie zählt: Wenn deine vollständigen Einkünfte bei unterhalb von 1.062 Euro landen, solltest du untersuchen lassen, ob du die Berechtigungen auf Grundsicherung im Alter erfüllst.“
Neben den Einkünften pro Monat werden aber zusätzlich weitere Einkünfte und – wenn vorhanden – die Einkünfte des Partners einberechnet. Auch Personen mit unbefristeter Rente auf Erwerbsminderung zählen zur berechtigten Personengruppe.
Altersarmut aufgrund fehlender Inanspruchnahme von Leistungen: Ahnungslosigkeit und Schamgefühl
Des Weiteren gibt es bei der Grundsicherung im Alter außerdem spürbare Differenzen beim Schonvermögen: Es beläuft sich auf 10.000 Euro je Person. Wenn dieses dann aufgezehrt ist, gibt es eine Berechtigung auf den öffentlichen Zuschuss.
Regierung überlegt Neuregelungen für Rentner in Grundsicherung – zusätzlicher Nebenverdienst ohne Abzüge
Die Politik signalisiert Zuversicht auf eine Verbesserung: Im Koalitionsvertrag von SPD und Union ist beabsichtigt, die Gelegenheiten eines Zusatzverdienstes für Rentner in der Grundsicherung aufzuwerten. Wer nebenbei einer Beschäftigung nachgeht, soll demnächst mehr von seinem Verdienst für sich einbehalten dürfen.
Das Vorhaben, Rentner dafür anzuregen, im Rentenbezug einer Arbeit nachzugehen, ist aber nicht allein das Bestreben, die Altersarmut abzufedern. Es dient ebenfalls dem Bestreben, Motivationen zu erzeugen, über längere Zeit eine Arbeitstätigkeit auszuüben.
Gleichwohl steht der SoVD hinter diese Bestrebungen:
Trotzdem befürwortet der SoVD die Bemühungen: „Unabdingbar verbleibt doch, dass sämtlichen Empfängern von Grundsicherung im Alter für die Renteneinkommen ein Freibetrag zugesichert wird – und Herabstufungen gegenüber der Grundsicherung für Arbeitslose, etwa bei der Berücksichtigung von Vermögen, abgeschafft werden“.
(Mit Angaben www.fr.de/verbraucher/28.04.2025)