Schnelles Internet: Wieso Bürger kaum Glasfaser wählen
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Die Ausdehnung der Glasfasernetze geht voran. Aber ein Großteil der Haushalte halten am TV-Kabel und DSL fest. Eine topaktuelle Untersuchung regt an, wie Deutschland bei Lichtwellenleiter–Anschlüssen endlich Boden wettmachen könnte.
Es ist unlogisch: Die deutschen Glasfasernetze nehmen mittlerweile mit erheblicher Geschwindigkeit zu, ein Großteil der Haushalte geht aber nach wie vor via TV-Kabel und DSL ins Internet.
Gemäß einer dem SPIEGEL zur Verfügung gestellten Untersuchung des Beratungshauses BearingPoint konnten Ende 2024 alles in allem 43 Prozent der deutschen Haushalte rasche Internetverbindungen über Glasfaser* vorbestellen.
Aber lediglich bei 11 Prozent waren derartige Anschlüsse tatsächlich in Betrieb. Dadurch landet Deutschland international gesehen auf einem der hinteren Plätze.
„Die Glasfaserausdehnung geht voran, aber die Verwendung hinkt den Möglichkeiten noch hinterher„, alarmiert Julius Hafer, Partner bei BearingPoint. Gewiss werden inzwischen allerorts in Deutschland Straßenzüge aufgebuddelt und Glasfaserkabel vergraben, aber weitere Länder haben den Übergang vom Kupferkabel zur hocheffizienten Glasfaser erheblich rascher umgesetzt.
Gemäß der Untersuchung sind in Schweden mittlerweile bei 87 Prozent der Haushalte Glasfaseranschlüsse einsatzbereit, über 80 Prozent der so ausgerüsteten Haushalte reservieren aktuelle Glasfasertarife.
Zahlreiche Haushalte wollen nicht tauschen
Dafür gibt es mannigfaltige Begründungen. Demnach sind Glasfaseranschlüsse mit großer Übertragungsrate grundsätzlich nicht kostspieliger als weitere Gigabit-Anschlüsse. Wer jedoch bislang einen relatv gedrosselten DSL-Anschluss* zu niedrigeren Kosten verwendet, muss dann eben doch Kostenerhöhungen hinnehmen.
Eine weitere Begründung: Wer die Zugangsmöglichkeit austauschen will, muss oft ebenfalls den Provider austauschen. Sicher können sich Anbieter ebenfalls den Glasfaseranschlüssen sonstiger Netzanbieter anschließen. In Deutschland ist das aber viel schwieriger als im Ausland.
Gewiss vermelden Anbieter in diesem Land ständig neue Zusammenschlüsse, oft geht es dabei jedoch allein um zweiseitige Vereinbarungen unter 2 Providern. „Das Marktgeschehen folgt noch häufig dem Grundsatz der territorialen Sicherung anstelle der Öffnung„, informiert Hafer.
Soll heißen: Die Provider wählen bewusst Vertragspartner aus, die ihnen selber den bestmöglichen Nutzen beteuern. Letztendlich haben die Endverbraucher oftmals keine autonome Anbieterauswahl.
Geringe Auswahl, teure Preise
Um die Auswahlmöglichkeiten zu erweitern und somit ebenso auf längere Sicht geringere Preise anzubieten, vertreten die Initiatoren der Untersuchung ein Open-Access-Modell. Sicher sind Provider zu einer derartigen Öffnung ihrer Netze aufgefordert, wenn die Erweiterung öffentlich unterstützt wurde.
Das ist aber gegenwärtig lediglich bei einer geringen Quote der Neubauvorhaben gegeben. In anderen Ländern wurde die Verknüpfung der Netze durch sich überlappende technologische Normen beschleunigt. So verwenden z.B. in Stockholm über 100 Provider das kommunale Glasfasernetz* gemeinsam. Aufgrund des Wettbewersverhaltens können etwaig ebenso die Preise fallen.
In Deutschland ängstigen sich die Autoren der Untersuchung in absehbarer Zeit vor einer Fortentwicklung, bei der es vorrangig in Städten nur ganz selten Auswahl zwischen verschiedenen Providern und damit keine Motivation zur Preiskonkurrenz gibt. Diesbezüglich haben Verbraucher auf längere Sicht betrachtet vergleichsweise teurere Kosten zu erwarten.
DSL-Beendigung als Ausweg?
Zwischenzeitlich probieren die deutschen Anbieter, ihre eigene Wettbewersposition auszubauen. Telekom*-Chef Timotheus Höttges erläuterte bei der Präsentation der Quartalsergebnisse, dass die Buchungsanteile für Glasfaser im eigenen Netz augenblicklch viel zu gering sind.
Er verlangt von der Politik idealere Alternativen für Anbieter, die interne Hausverkabelung auszunutzen. Weiterhin soll der Staat für seine eigenen Internetverbindungen nur Glasfaser einsetzen.
Die Telekomwettbewerber im Breitbandverband Breko sprachen sich in der letzten Woche dafür aus, die DSL–Beendigung so heftig zu beschleunigen, dass in 5 Prozent der Haushalte in 3 Jahren keine Kupferanschlüsse mehr verfügbar wären.
Derartige Planungen erscheinen in Anbetracht der gedrosselten Nachfrage der Haushalte jedoch politisch so gut wie nicht umsetzbar.
Mit Material www.spiegel.de/17.11.2025











