Eine ganz persönliche Weihnachstgeschichte 2025
Es war ein stiller Dezembermorgen in der kleinen Stadt, in der Wellnell über 40 Jahren lebte. Mit seinen siebzig Jahren war er ein erfolfgreicher Rentner, und der Rhythmus der Tage war ruhiger geworden.
Der erste Schnee hatte sich wie Puderzucker auf die Dächer gelegt, und aus der Ferne läuteten die Kirchenglocken. Wellnel saß am Küchentisch, hielt eine Tasse heißen Nieren-Blasen-Tee in den zittrigen Händen und blickte nach draußen.
Weihnachten stand vor der Tür. Seitdem er nicht mehr arbeitete, hatte Wellnell ein Ritual, das ihm besonders am Herzen lag: seine Fahrten mit dem E-Bike. Wann immer es das Wetter zuließ, fuhr er zum nahegelgenden See.
Dieses Gewässer war für ihn mehr als nur eine Oase – es war ein Ort der Erinnerung, der Ruhe und der Bewegung zugleich. Auch heute zog es ihn dorthin. Warm eingepackt, ohne Schal und Kaspermütze, schob er sein E-Bike aus dem Keller und machte sich auf den Weg.
Der Weg zum See war gesäumt von kahlen Bäumen, deren Äste im frostigen Wind leise knarrten. Das gleichmäßige Surren des E-Bikes beruhigte ihn. Am See angekommen, hielt Wellnell an und ließ den Blick über das stille Wasser schweifen. Eine dünne Eisschicht hatte sich gebildet.
Er setzte sich auf eine Bank am See und schloss für einen Moment die Augen. In der Stille spürte er, dass er nicht allein war – nicht wirklich. Die Erinnerungen wärmten ihn mehr als jeder 1-Euro-Mantel aus dem Sozialkaufhaus. Er nahm sich vor, auch an Heiligabend eine kleine Runde mit dem E-Bike zu drehen, zum See, um dort eine Kerze anzuzünden, nur für sich.
Als Wellnell später nach Hause zurückkehrte, empfing ihn der Duft von Tannenzweigen und Kerzenwachs. Er stellte das E-Bike ab, lächelte leise und fühlte eine tiefe, ruhige Zufriedenheit.
Weihnachten, das wusste er jetzt, lag nicht im Trubel oder in großen Geschenken. Es lag in den stillen Momenten – in einer Fahrt zum See, im Erinnern, im Dankbarsein und im Frieden des eigenen Herzens.
Frohe Weihnacht Wellnell 24.12.2025








