E-Autos: So viel Strom brauchen eine Milliarde Elektroautos
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Auf der ganzen Welt werden zurzeit ungefähr 1,6 Milliarden Omnibusse, Nutzfahrueuge und Personenkraftwagen bewegt. Bis 2050 könnte ein beachtlicher Anteil hiervon rein batteriebetriebenen sein.
Stellt sich doch die spannende Frage, welche Strommenge mehr diese Anzahl an E-Autos verbrauchen. Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, hat das Verbraucherportal CHIP diesbezügliche Berechnungen angestellt.
Der US-amerikanische Fahrzeugverlag Ward’s berechnete 2010, dass weltumspannd fast 1,015 Milliarden Kraftfahrzeuge unterwegs waren. Diese Menge umfasst Pkw’s, schwere, leichte und mittlere Nutzfahrzeuge sowie Busse, lässt aber Offroad-Fahrzeuge oder schwere Arbeitsmaschinen beiseite.
Nach Aussagen des US-Energieministeriums erhöhte sich die Menge der Kraftfahrzeuge bis 2019 auf fast 1,49 Milliarden.
Der totale Fuhrpark erhöht sich pro Jahr um hochgerechnet 50 bis 60 Millionen neue Fahrzeuge, wodurch die totale Fahrzeugflotte mittlerweile bei fast 1,6 Milliarden stehen könnte.
An der gesamten weltumspannenden Farzeugflotte machte die Quote der E-Autos knapp 3 Prozent aus.
Es existieren mitunter erheblich auseinandergehende Vorhersagen darüber, in welchem Tempo sich diese Quote – sowie die gesamte Anzahl der E-Fahrzeuge – in den folgenden Jahren steigern wird.
Veranschlagt man die gegenwärtige Fortentwicklung mit einer Steigerung von ungefähr 8 Prozent im Jahr und berücksichtigt dabei die vereinbarten Klimaschutzvorgaben der Länder, wäre es machbar, dass im Zeitraum 2040 bis 2050 die Schwelle von 1 Milliarde E-Fahrzeugen auf den Straßen gesprengt werden könnte – aber lediglich, wenn die Stromnetze auch genügend Energie bereitstellen können.
Aber: Welche zusätzliche Strommenge würden 1 Milliarde Elektro-Fahrzeuge überhaupt verbrauchen?
Wie viel Strom wird weltweit gebraucht?
Vorab die Bewertungsgrundlagen: Die Energieagentur IEA kalkuliert in ihrem Global Energy Bericht 2025, dass im letzten Jahr international fast 31.153 Terawattstunden (TWh) Strom produziert wurden.
Der Stromverbrauch auf der ganzen Welt erhöhte sich 2024 damit um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Bedarfsanstieg 2023 noch fast 2,5 Prozent.
Im Zeitabschnitt 2010 bis 2023 stieg der komplette Strombedarf um im Mittel 2,7 Prozent im Jahr an – ein Effekt der anwachsenden Bereitstellung von Strom in etlichen Bereichen und die stets zunehmende Nachfrage nach Energie mächtiger Staaten wie Indien und China.
Dem US-Energieministerium zufolge benötigte ein Elektroauto 2020 im Mittel 2.363 kWh Strom pro Jahr. Der Marktbeobachter ABI Research stellte Ende 2022 erheblich anders gearteten Werte fest: Demzufolge landet der mittlere Bedarf eines Elektroautos in Nordamerika bei rund 3.830 kWh im Jahr.
Im Asien-Pazifik-Raum schägt der mittlere Bedarf (3.062 kWh pro Jahr) enorm geringer zu Buche, zumal hier weniger lange Strecken zurückgelegt werden.
Die mittleren Wegstrecken und km-Leistungen dürften genauso im Mitteleuropa weniger hoch sein als in den USA.
Allgemein begutachtet, kann man folglich einen mittleren Bedarf von 3.000 kWh jährlich und Fahrzeug ansetzen.
Auch wichtig: Brandneue Elektro-Fahrzeuge verbrauchen auf 100 km im Mittel 15 kWh Strom. Pro Jahr legen deutsche Kfz-Besitzer ungefähr 15.000 km zurück. Daraus würde sich ein Bedarf von 2.250 kWh pro Jahr ergeben.
Beschaffenheit der Stromnetze könnte relevanter sein als die Menge an Strom
Bei fast 3.000 kWh jährlich und Elektroauto kann man folglich den zusätzlichen Bedarf kalkulieren, den 1 Milliarde E-Autos ausmachen würden:
1 Milliarde Elektrofahrzeuge würden aufgrund der mittleren Bedarfszahlen und km-Leistungen rund 3.000 TWh pro Jahr an Strom* benötigen. Das ergibt nahezu 10 Prozent des gegenwärtigen Strombedarfs auf der ganzen Welt im Jahr.
Weil die E-Autos wenigstens einen besimmten Anteil der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausgleichen könnten, dürften ebenfalls geringere Mengen an fossilen Kraftstoffe erzeugt und beansprucht werden.
Ölraffinerien benötigen abermals Strom für ihre individuelle Bewirtschaftung. Zwangsläufig lässt sich der totale Strombedarf der Raffinerien nur geschätzt feststellen, er könnte jedoch bei fast 200 bis 300 TWh jährlich landen.
Subtrahiert man demnach fast 100 TWh vom totalen Bedarf der Milliarde E-Autos, dürften die Elektrofahrzeuge den totalen Strombedarf netto um fast 2.900 TWh steigern. Diese Angaben sind jedoch lediglich Schätzungen. Der wirkliche Bedarf dürfte spürbar größer oder geringer sein.
Frei von den exakten Angaben wird deutlich: Der zusätzliche Bedarf ist nicht zu unterschätzen, bleibt aber noch im Rahmen.
Erheblich komplizierter als die Menge an einsatzbereitem elektrischen Strom, die anhand der Erweiterung Erneuerbarer Energien weiterhin ansteigen könnte, dürfte die Nutzbarkeit von elektrischem Strom eine erheblich anspruchsvollere Aufgabe bedeuten:
Stromnetze müssen mit dem sich erhöhenden Bedarf und den regionalen Spitzenbelastungen fertigwerden, etwa, wenn in den Abendstunden Millionen von Autobesitzer ihr Elektroauto mit der Wallbox* zu Hause verbinden.
Dazu sind demnach eine erheblich zügigere Netzerweiterung und Gelegenheiten zur intelligenteren Lastverlagerung notwendig, z.B. durch Elektroautos mit Aufladeeigenschaften (in beide Richtungen) zur Festigung der Netze oder durch smartes und geschicktes Lademanagement, welche das Aufladen binnen bestimmter Stadtbereiche temporär während der Nacht umverteilen könnte.
(Mit Angaben www.chip.de/news/16.06.2025)
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