Microsoft: Ist mein Windows-10-Computer bald Elektromüll?
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Microsoft wollte die Updates für Windows 10 im Oktober 2025 einstellen. Nun macht der Konzern einen kleinen Rückzieher. Was heißt das jetzt für ältere Computer und gibt es andere Lösungen?
2021 hatte Microsoft bekanntgegeben, dass es ab Herbst 2025 für Windows 10 keine Updates mehr geben wird. Aber was heißt das z.B. für einen 8 Jahre alten Laptop?
Grundsätzlich bedeutet das angekündigte Supportaus nichts Erfreuliches! Denn ohne regelmäßige Updates gegen die ständig neu aufgedeckten Sicherheitslecks in Windows werden die Computer leichte Beute für Hacker.
Das bringt darauf gespeicherte persönliche Daten ebenso in Gefahr wie geheimes Firmen-Know-how. Schutzsoftware und Firewalls von Drittanbietern nutzen nichts, weil auch sie die Sicherheitslücken in Microsofts Betriebssystem nicht beheben können.
Windows-10-Benutzern wird ab Windows-11-Marktfreigabe durch Microsoft ein gratis Update zur Verfügung gestellt. Doch erst Computer, die ab 2018 verkauft wurden, erfüllen die Hardware-Voraussetzungen, die Microsoft für die Installation vorschreibt.
Entscheidend ist unter anderem, dass der Computer ein „Trusted Platform Module 2.0“ („TPM 2.0“) hat. Das ist ein Sicherheits–Chip auf der Platine, der es ermöglicht, moderne Rechner erfolgreicher gegen Cyberattacken zu schützen als ältere Computer.
Wer aber einen Computer ohne so einen Chip hat (z.B aus 2017), für den ist die Update-Zusage so nutzlos wie für Millionen andere Computerbesitzer, deren ältere Windows-Rechner mit Microsofts Support-Aus bislang als Computermüll zu enden drohten.
Aufschub erhielten bis vor einigen Tagen lediglich Firmen, die ein „ESU“ Abo vereinbaren, das knapp 60 Euro pro Computer und Jahr kostet. Nur damit, das war bisher die Konzerstrategie, gibt es noch einige Jahre sicherheitskritische Updates.
Kein Wunder also, dass der seit Jahren unter Kaufzurückhaltung der Rechner-Nutzer leidende Computersektor vor diesem Hintergrund auf ein extrem ansteigendes Interesse nach neuen Rechnern gesetzt hat. Doch ein extrem ansteigendes Kaufverhalten erlebt indessen bisher keiner der bedeutenden Computer-Produzenten.
Und so erkennt nun auch Microsoft, dass ein Großteil der Nutzer einen aufgezungenen Übergang auf Windows 11 nicht mitmacht. Seit Monaten wird der Konzern permanent dafür kritisiert, dass das Support-Aus viele Millionen von technologisch noch vollständig korrekten Rechnern in Elektromüll verwandeln würde.
Außerdem geht der Übergang augenscheinlich ausgesprochen schleppend vonstatten. Selbst 3,5 Jahre nach der Markteinführung von Windows 11 ist der Vorgänger nach Untersuchungen der Marktexperten von Statcounter mit fast 53 Prozent sämtlicher verwendeter Windows-Versionen die momentan am weitesten verbreitete Betriebssystem-Generation.
Windows 11 kam im Mai 2025 auf rund 43 Prozent Verbreitung. Zum Vergleich bei den letzten 3 Betriebssystemversionen von Apples MacOS dauerte es jeweils knapp 0,5 Jahre, bis der Nachfolger den Vorgänger beim Marktanteil überrundet hatte.
Und so rudert Microsoft nun in der Tat zumindest ein wenig zurück. In einem aktuelle publizierten Blogartikel hat Yusuf Mehdi, Leiter des Marketings fürs Konsumentengeschäft, bekanntgegeben, dass Windows–10–Nutzer jetzt doch noch für eine verlängerte Übergangsfrist bis zum 13. Oktober 2026 wenigstens pro Monat „wichtige und kritische Sicherheits–Updates“ bekommen können.
Soll heißen, Microsoft bietet das anfangs nur für Firmenkunden angekündigte ESU–Programm jetzt doch auch privaten Anwendern an. Bedingung, um auch nach Oktober noch Sicherheits-Updates zu bekommen ist, dass sich Anwender über einen speziellen Einrichtungsassistenten für das Programm anmelden, den Microsoft ab Juli 2025 stufenweise auf Windows-10-Computern bereitstellt. Ab Mitte August 2025 soll die Software allgemein verfügbar sein.
3 Möglichkeiten, wie du den ESU-Support für deinen Computer freischalten kannst
Möglichkeit 1: Du kannst kostenfrei die Backup–Funktion von Windows mobilisieren, welche die Anpassungen des Rechners in zeitliche Übereinstimmung bringen (Cloud Computing)
Möglichkeit 2: Bei der Anmeldung lassen sich 1.000 der Reward-Punkte einlösen, die Benutzer von Microsofts Edge-Browser beispielsweise dadurch anhäufen können, dass sie mithilfe der Microsofts-Suchmaschine (Bing) im Netz unterwegs sind.
Möglichkeit 3: Für den erweiterten Support bezahlst du einmal den Betrag von 30 US-Dollar; wobei „Preise reginal unterschiedlich ausfallen“, wie Mehdi im Artikel beschreibt.
Nutzer älterer Windows-Computer erhalten jetzt also wenigstens eine Schonfrist. Während der gibt es zwar keine funktionalen Erweiterungen für die ältere Software, wohl aber einen entsprechenden Schutz gegen gefährliche Sicherheitslücken im Betriebssystem. Und das dürfte den meisten Computeranwendern komplett genügen.
Und für die, denen Microsofts Hin– und Her trotzdem nachhaltig den Spaß an der Software vergällt hat, oder für all jene, die ein Händchen fürs Tüfteln haben, gibt es ja mittlerweile durchaus noch andere Optionen, mit denen sich der Computer auch nach dem verlängerten Support-Ende im Oktober 2026 vor dem Verschrotten schützen lässt.
Ein zweites PC-Leben mit Linux, oder Chrome OS
Der Wechsel nämlich auf ein anderes Betriebssystem wie etwa Chrome OS Flex von Google oder Linux. Diese Betriebssysteme lassen sich auf zahlreichen Rechnern einrichten, für die Microsoft keine Windows–10-Updates und keinerlei Windows-11-Umstiegslösungen mehr anbietet.
Nach Aussagen von Google sollte wenigstens auf Computern, die ab 2010 produziert wurden, grundsätzlich alles problemlos laufen. Linux, von denen es jedoch unterschiedliche Varianten („Distributionen“) gibt, läuft zum Teil ebenfalls auf weit älteren Computern noch problemlos.
Wie sich das Google-Betriebssystem auf älteren PCs einrichten lässt, erklären die Spezialisten des IT-Magazins „PC-Welt“ hier.
Zwei interessante (von den vielen möglichen) Linux–Varianten, die sich selbst ohne vertiefte Programmier-Kenntnisse auf Windows-Rechner einrichten lassen, stellt das Team von heise.de hier vor.
Klar aber bleibt, ganz gleich ob Linux oder Chrome OS, die Bedienkonzepte beider Plattformen verlangen zum einen etwas Umgewöhnung gegenüber dem Microsoft-Betriebssystem.
Und zum anderen gibt es die aus der Windows-Welt vertrauten Anwendungsprogramme nur in Ausnahmefällen auch als identische Software/Apps für Linux oder Chrome OS oder Linux.
In etlichen Fällen existieren zwar ähnliche Anwendungen auch für die Windows-Optionen, vielfach sogar als Open-Source-Programme ganz ohne Lizenzkosten.
Aber ein 1:1-Wechsel ist diese Option, veraltete Computer nach dem Windows-Support-Aus nach wie vor zu verwenden, nicht. Ohne ein Mindestmaß an technischer Geschicklichkeit und Kompromissfähigkeit keine praktikable Möglichkeit.
(Mit Angaben www.wiwo.de/01.07.2025)